"Du willst deinen Willen? Werde ein Dichter. Wenn Sie ein Übersetzer werden möchten, müssen Sie „gut genug“ akzeptieren.
Dieses Zitat, das Gabriel Fairman bei der Gala Montreal fallen ließ, brachte den Raum nicht nur zum Innehalten, sondern elektrisierte ihn.
In einer vollbesetzten Sitzung voller Lokalisierungsprofis sprach Gabriel, CEO von Bureau Works, die unbequeme Wahrheit aus: die Übersetzungsbranche passt sich nicht schnell genug an das an, was bereits da ist—KI, Automatisierung und die Notwendigkeit für radikale betriebliche Veränderungen.
Die Übersetzungsagentur steht an einem Scheideweg
Gabriel begann damit, die Kernfrage neu zu formulieren: Wie können Übersetzungsagenturen relevant bleiben—nicht nur jetzt, sondern auch in der sich bereits entfaltenden Welt?
Er warnte das Publikum:
"Wir stehen unglaublicherweise am Anfang von etwas Neuem. Und es wird nicht verschwinden."
KI beeinflusst bereits Prozesse, Preise und Erwartungen von Unternehmenskunden. Dennoch klammern sich viele Agenturen immer noch an alte Modelle.
Die umstrittenste Aussage des Tages
Fairman teilte seine Erfahrungen bei der ATA mit:
„Ich war in einem Raum mit 200 Übersetzern, die mir mit einer Axt den Kopf abschlagen wollten.“
Warum? Weil er ihnen sagte, dass viele keine Übersetzer mehr sind—sie sind Redakteure.
"Sie hassen es. Sie sagen: 'Ich will es auf meine Weise machen.' Ich sage ihnen: ‚Dann werde ein Dichter.‘“
Die Idee, auf eine „gut genug“ Übersetzung hinzuarbeiten, anstatt sie Wort für Wort zu gestalten, bleibt für viele zutiefst unangenehm.
Aber für Kunden, die Zeitpläne, Kosten und Umfang ausbalancieren, wird es zur neuen Norm.
Von Prozess-First zu Software-First: Die Kernverschiebung
Eine der kühnsten Botschaften des Vortrags war diese:
"Bei jeder Agentur, mit der ich spreche, steht der Prozess an erster Stelle. Diese Denkweise ist nicht mehr kompatibel mit dem, was Käufer wollen.
Hier ist, was Gabriel meinte:
Was Software-First freischaltet:
„Wenn Sie 2025 mithalten wollen, müssen Sie in einer Welt operieren, in der $200 Aufträge zwei Stunden dauern und $20 kosten.“

Das Käuferdilemma: $0 KI vs. $200 Mensch
Eine Geschichte stach hervor: ein Bureau Works-Kunde verarbeitet 100 Millionen Wörter pro Jahr—nur 1% davon gehen über Agenturen.
„Und wir sprechen nicht über Support-Dokumente. Wir sprechen über rechtliche, Compliance, E-Learning—Inhalt, der früher für KI ‚tabu‘ war.“
Käufer vergleichen heute null-Dollar-KI (richtig jetzt) mit 200-Dollar menschlicher Übersetzung (in zwei Tagen).
Wenn die Agenturen die Kosten-Nutzen-Lücke nicht schließen, laufen sie Gefahr, irrelevant zu werden.
Die Neuverdrahtung ist schmerzhaft – aber notwendig
Der Vortrag hat nicht beschönigt, was diese Transformation mit sich bringt:
- Menschen entlassen
- Änderung der Bezahlung von Übersetzern
- Neugestaltung der Infrastruktur, die seit 20 Jahren funktioniert
- Risiko eines Rückschlags von Anbietern, PMs und langjährigen Partnern
„Hinter all dieser Einfachheit verbirgt sich ein Wespennest an Komplexität… Deshalb haben Übersetzungsagenturen immer noch einen Wert.“

Was kommt als Nächstes
Gabriel forderte die Agenturen auf, ihre Prozesse nicht mehr in Software zu portieren, sondern in Software zu denken.
"Es ist eine subtile, aber gestaltartige Veränderung... Anstatt zu fragen: 'Wie kann ich das, was ich jetzt tue, mit einem neuen Tool weitermachen?', fragen Sie: 'Was kann ich mit diesem Tool besser machen?'"
Die Zukunft gehört Agenturen, die:
- Umarmen Sie die Automatisierung, ohne die Kontrolle zu verlieren
- Schulen Sie Übersetzer, um Redakteure zu sein
- Konzentrieren Sie sich auf Anbieter- und Leistungsstrategie, nicht nur auf Angebotsmanagement
- Gestalten Sie Teams für Geschwindigkeit, Skalierung und Flexibilität neu
Abschließender Gedanke
Dies war nicht nur ein Vortrag über Technik. Es war ein Aufruf zum Handeln:
"Wenn du dich dagegen wehrst, kannst du vielleicht noch ein paar Jahre überleben. Aber man kann nicht gegen den technokapitalistischen Motor ankämpfen, der durch unsere Industrie fährt.
Die Welt wächst schnell. Agenturen, die dabei bleiben wollen, müssen skalieren, ohne die Fixkosten zu erhöhen.